In vielen Projekten stellen wir immer wieder fest, dass unsere Kunden die Ansätze von Kosten- und Wertanalyse durcheinanderbringen. Wir wollen mit diesem Beitrag ein wenig Klarheit schaffen.
Beginnen wollen wir mit der Kostenanalyse.
Diese ist gekennzeichnet durch die Analyse vorhandener Daten und dem Aufbau von Kostenmodellen. In der Regel wird zunächst einmal der IST-Zustand analysiert, also welche Daten sind vorhanden, wie wird in dem Unternehmen gerechnet, wie hoch sind Zuschlagsätze oder wird sogar mittels Prozesskostenrechnung gearbeitet? In den meisten Fällen orientieren sich die Berechnungsmodelle in den Unternehmen nach der klassischen Lehre, hier grob dargestellt:
Direkte Kosten, wie Material und Lohn
Gemeinkostenzuschläge
= Herstellkosten
Zuschlag für Verwaltung und Vertrieb
Gewinnmarge
= Endpreis
Da jedes Unternehmen anders ist, sollte zu Beginn abgeklärt werden, wie im Unternehmen kalkuliert wird und wie hoch die jeweiligen Zuschlagssätze sind.
Wenn Sie die allgemeinen Themen klären konnten, ist die Qualität der vorhandenen Daten einer Prüfung zu unterziehen. Eventuell müssen die Stammdaten zunächst einmal überarbeitet werden, um brauchbare Ergebnisse erzielen zu können. Oftmals scheitern offensichtlich erfolgsversprechende Projekte an dem Aufwand, die Daten zuvor überarbeiten zu müssen. EBITengineers verwendet dafür Tools, die es uns erlauben, die Stammdaten recht wirtschaftlich bearbeiten zu können. Uns bringt daher kaum ein Datenbestand aus der Ruhe.
Interessant wird es, wenn Kostenmodelle aufgebaut werden und das Unternehmen damit in die Lage versetzt wird, die Einkaufspreise des Lieferanten rechnerisch nachvollziehen zu können. EBITengineers setzt dafür fallweise Modelle ein, die TOP Down oder Bottom Up arbeiten. Top Down ist dabei einfach dargestellt die Analyse vom Einkaufspreis ausgehend und Bottom Up ist die Kalkulation der Herstellkosten bis zum Einkaufspreis. Bei der Bottom Up Methode kann eine Kalkulation im Excel nachgebaut oder mit anderen Tools ergänzt werden. Die Auswahl hängt von der Ausgangslage ab. Wir präferieren, sofern machbar, die Top Down Methode, da aus unserer Sicht das Ergebnis exakter ist. Die Vor- und Nachteile stellen wir in einem separaten Beitrag noch vor.
Wenn die Informationen über die IST- und SOLL-Kosten vorliegen, wird in der Regel in einer Verhandlung mit dem Lieferanten ganz konkret über die Zahlenwerke gesprochen. Es kann direkt während der Besprechung die Auswirkung der angenommenen Kalkulationsgrößen nachgestellt werden. In der Regel wird die Situation des Lieferanten so transparent, dass Preisausreißer erkannt und korrigiert werden. Im EBITengineers-Durchschnitt werden ca. 10% Savings generiert, was natürlich von vielen Faktoren abhängt und nicht immer zutreffen muss.
Die Kostenanalyse ist also fokussiert auf die Anwendung mathematischer Verfahren, um die vorliegenden Daten so gut wie möglich interpretieren zu können. Final wird dieses Wissen dann in eine Verhandlung eingebracht, um den Geschäftspartner davon zu überzeugen, dass die Preise angepasst werden sollten.
Schauen wir uns die Wertanalyse an.
Die Wertanalyse geht weiter. Sie ist Teil des Value Managements, dass in der EN 12973 geregelt ist und führt in der Regel zu größeren Einsparungen als die reine Kostenanalyse. Meist ist eine Kostenanalyse auch Bestandteil innerhalb eines Wertanalyse-Projektes. Die Messgröße ist nicht nur der Preis oder die Kosten, sondern der Wert eines Produktes oder einer Dienstleistung.
Wert = Nutzen / Aufwand
Beim Blick in die alte, aber immer noch thematisch aktuelle, DIN 69910 wird die Wertanalyse folgendermaßen definiert:
Die Wertanalyse ist ein Wirksystem zum Lösen komplexer Probleme in Systemen, die nicht oder nicht vollständig algorithmierbar sind. Sie beinhaltet das Zusammenwirken ihrer Systemelemente Methodik, Verhaltensweisen, Management unter Einbeziehung des Umfelds als Beitrag zu ganzheitlicher Betrachtungsweise des WA-Objekts (Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen). Das gleichwertige Berücksichtigen aller Elemente des Wirksystems Wertanalyse und des WA-Objekts führt zu optimierten Ergebnissen bei der Annäherung an die Ziele.
Wir können also nicht einfach eine Formel eingeben und die Ergebnisse berechnen Die Wertanalysen können also nicht einfach über eine Simulation gerechnet werden, bzw. es reicht auch nicht aus, dass ein Fachexperte die Aufgabenstellung bearbeitet, es erfordert ein bereichsübergreifendes Team.
Die Wertanalyse ist gekennzeichnet durch insbesondere folgende Punkte:
- Denken in Funktionen
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit
- Einbeziehen der besten Quellen
- Systematische Arbeitsweise
In ihrer Wirkung erreichen wir mit der Wertanalyse deutlich mehr Einsparungen als mit Hilfe der Kostenanalyse erreicht werden können. In der Regel liegen die Minimalziele bei Wertanalyseprojekten bei 15% Herstellkostensenkung, oftmals mehr.
Die Bearbeitung kann nach der alten Norm in sechs und nach der neuen Norm in zehn Schritte aufgeteilt werden. Nach der alten Norm wären das:
- Projekt vorbereiten
- Objektsituation analysieren
- Sollzustand beschreiben
- Lösungsideen entwickeln
- Lösungen festlegen
- Lösung verwirklichen
Der Aufwand für die Bearbeitung eines Wertanalyseprojektes ist in der Regel etwas größer als bei der Kostenanalyse. Wobei auch eine umfangreiche Kostenanalyse recht viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Zu Beginn sollte in jedem Fall geprüft werden, ob sich der Aufwand lohnt und die angestrebten Einsparungen die Kosten für die Bearbeitung deutlich übersteigen. Als Faustformel sollte ein Wertanalyseprojekt mindestens eine Einsparung von 300 T€ anstreben.
Fazit im Vergleich Kosten- vs. Wertanalyse
Eine Kostenanalyse ist noch lange keine Wertanalyse. Beide sind vom Aufwand her nicht zu unterschätzen. Oftmals schlägt die Wertanalyse die Kostenanalyse, wenn man Nutzen zu Aufwand gegenüberstellt.
Eine Wertanalyse kann nur dann als solche bezeichnet werden, wenn eine Funktionen- und auch Funktionenkostenanalyse durchgeführt und dabei ein bereichsübergreifendes Team eingesetzt wird.
Bei komplexen Aufgabenstellungen ist eine Wertanalyse einer reinen Kostenanalyse zu bevorzugen.
Wenn Sie „nur“ ein Kostenmodell aufbauen wollen, um dem Einkauf ein Rechenmodell zur Vorbereitung von Verhandlungen an die Hand zu geben, ist eine Kostenanalyse allein sicher gut gewählt. Sie bringt dem Einkauf einen großen Wissensvorsprung und zahlt sich mit bis zu 10% durchschnittlichen Einsparungen aus.
Darüber hinaus ist die Kostenanalyse als Vorbereitung für eine entwicklungsbegleitende Kalkulation erforderlich, will ich bei der Konzeptkalkulation keine größeren Fehler einbauen. Vielen unserer Kunden passiert genau das, was uns dazu gebracht hat, in jedem Projekt gerade hierauf ein besonderes Augenmerk zu legen.
Also noch einmal: Kostenanalyse ist auf keinen Fall mit einer Wertanalyse gleichzusetzen.
Ihr Frank Bröker von
EBITengineers